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21. August - Tag 46 Von Groß Zecher nach Salem (17 km)

Autor: Eckhard 22.08.2015
grenzpate.de - 21. August - Tag 46
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Wow, ich habe gestern meine 1000 km überschritten, was für eine persönliche Grenzüberschreitung. Ich bin total stolz und zufrieden, an einigen Tagen habe ich nicht damit gerechnet, dass ich das schaffe.

Apropos Stolz, dieses Gefühl habe ich mir lange im Leben verwehrt. Stolz war und ist eine Tugend, die bei mir, meiner Familie und unserer Nation sehr negativ besetzt ist. Ich selber neige auch dazu, meine eigene Leistung zu relativieren und kleiner zu machen.

Aber diesmal lasse ich das Gefühl zu, ich bin stolz auf meine Leistung. 1000 km durch Deutschland gewandert, davon 4 Wochen ohne Geld, die meiste Zeit allein, oft bei Wind und Wetter irgendwo wild im Zelt. Das ist für mich eine echte Grenzüberwindung und darauf bin ich stolz. Und Stolz sollte nicht mit Arroganz verwechselt werden, ich genieße das neue Gefühl von Stolz. Es lässt mich meine eigene Wertschätzung spüren.

Früher, ohne eigenen Stolz, brauchte ich diese Wertschätzung von anderen, um sie dann pflichtbewusst und meinem Muster entsprechend wieder klein zu machen, " Naja, so schwer war es auch nicht, ich hatte auch viel Glück, usw."

Ich glaube, dass man sich nur selbst lieben kann, wenn man eine gute Portion Stolz besitzt.

Nun aber zum Wandertag. Ich bin mit Thomas diese kurze Strecke durch sehr schönes Wandergebiet gelaufen.
Es war ein toller und genussreicher Tag. Ich bin froh und dankbar, einige gute Freunde zu haben, die mich nehmen wie ich bin, mir an der passenden Stelle "wohlwollend in den Hintern treten", mich in Krisen unterstützen, mein Potential fördern und mich als Freund wertschätzen. Als Mann ist diese Männerfreundschaft ein sehr wichtiger Ausgleich zu der Liebesbeziehung zu meiner Frau.

Und durch die gemeinsame Zeit mit Kai und Thomas habe ich viel Männerenergie bekommen. Vielen Dank dafür.

Thomas und ich sind am späten Nachmittag am Campingplatz in Salem angekommen. Der Zeltplatzbesitzer war von der Wanderung sehr angetan und hat uns zum Zelten eingeladen. Ein total offener und netter Mensch. Da das Wetter toll und zudem Freitag war, gab es viele Gruppen, die Party machten. So auch auf der Zeltwiese.
Also war die Nacht etwas unruhig, ich bin solche Zivilisationsgeräusche gar nicht mehr gewohnt. Aber alles okay.

Thomas ist um 8 Uhr am Samstagmorgen wieder gefahren und Ich bin jetzt für die letzten 4 Tage allein. Eine gute Gelegenheit um die vergangenen 7 Wochen nochmals Revue passieren zu lassen. Heute geht es weiter nach Ratzeburg. Da das Wetter so gut ist, konnte ich keine Unterkunft mehr reservieren, alles ausgebucht.
Also laufe ich los und lasse mich überraschen.

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